Dienstag, 30. November 2010

como es con el corazon

como es con el corazon? escribo algo del profundissimo interior: extrano mi mamá, tanto que en ocasiones a mi pecho se pone una tela pesada, que casi no me deja respirar. y? y siento el amor, no se puede describir, el sentimiento. es la solución mas facil, que la gente lo aproximadamente ha puesto una palabra. conque toda la gente siente idéntico, si ama? no, enteramiente cierto que no. poca gente en ese tierra siente el amor tanto como yo para mi mamá. sí, eso sí es cierto.

tengo anoranza de mi hermano, tan poderosa que a veces me atrapa y me tira al pared. a mi me carece mi hermana, tanto que de vez en cuando salgo con toda mi fuerza de mi piel y vuelo por el medio mundo.

siento tan intensivo como nunca antes adonde pertenezco, adonde pertenece mi corazon, a quien partenece mi corazon. escribo algo del profundissimo interior: asi es con el corazon.


 (auf speziellen wunsch, vielleicht hast du recht...)

Freitag, 26. November 2010

was man macht und wie das mit dem herzen ist.

was macht man, wenn ein kleines mädchen auf deinem rücken reitend in großem übermut versehentlich die kette zerreißt, die dein verbindungsstück zu deiner mama ist? man berherrscht sich. dort, in villa alejandro muss ich mich manchmal beherrschen. erst haben mir die kids ein shirt am kragen zerrissen, das meinem bruderherz gehört, jetzt die noch viel wertvollere kette, die meine mama getragen hat, als sie in meinem alter nach brasilien aufgebrochen ist. meine großmama hat sie mir gegeben, sie soll mich beschützen, es ist ein kleines medaillon mit einem alten adresszettel darin, und am bahnhof in berlin hab ich sie mir von mama umlegen lassen. ich wollte sie all die zeit hier nie ablegen, jetzt zerreißen sie sie mir einfach. beruhige dich, so ist das leben, manchmal muss man seine arroganten symbolismen aufgeben, wenn man an so einem ort arbeiten will. juweliere gibt es hier ja auch, irgendwer wird sie mir schon pflicken. und ich will hier arbeiten.

wenn ich nach villa alejandro fahre, denke ich, auf zu den dreckigen kindern. sie sind tatsächlich zum teil unbegreiflich schmutzig, aber was macht man, wenn man im sand lebt, mit den hunden, ohne fließendes wasser. man ist eben natürlich, in slumbegriffen natürlich. und das habe ich schon ein stückweit gelernt, es ist schön, die kinder ein paar stunden in der woche um sich zu haben, mit ihnen auf dem betonplattenplatz hin und zurück zu rennen, mal einem ball hinterher, mal einfach so. es ist schön, zu spüren, dass der dreck mich nicht mehr stört. indem ich eine alte einstellung ablege, bekomme ich zugang zu wichtigeren dingen. ich werde mir eine billige stoffhose kaufen und immer mit schon schmutzigen, unbedeutenden shirts zu den kindern fahren. dann lerne ich irgendwie auch, was man macht, wenn einen ein kleiner junge mit topfschnitt anspuckt und danach strahlend grinst. nichts nämlich, höchstens fragen, warum er das macht. die bessere lösung ist vermutlich einfach weiterzuspielen. einfach weiter. das macht man.







und wie ist das eigentlich mit dem herzen? ich schreibe etwas von ganz tief innen: ich vermisse meine mama, so sehr, dass sich mir beizeiten ein schwerer stoff auf die brust legt, der mich wenig atmen lässt. und? und ich spüre die liebe, beschreiben kann man es nicht, das gefühl. es ist die einfachste lösung, dass die menschen dem in ungefähr ein wort gegeben haben. aber fühlen nun alle menschen deshalb identisch, wenn sie lieben? nein, ganz sicher nicht. wenige menschen auf dieser erde spüren die liebe so sehr wie ich für meine mama. ja, das ganz sicher. ich habe sehnsucht nach meinem bruder, so gewaltige, dass sie mich manchmal packt und gegen die wand wirft. und? und ich spüre die liebe, beschreiben kann man es nicht, das gefühl. es ist die einfachste lösung, dass die menschen dem in ungefähr ein wort gegeben haben. aber fühlen nun alle menschen deshalb identisch, wenn sie lieben? nein, ganz sicher nicht. wenige menschen auf dieser erde spüren die liebe so sehr wie ich für meinen bruder. ja, das ganz sicher. mir fehlt meine schwester, so sehr, dass ich manchmal mit aller kraft aus meiner haut fahre und um die halbe welt fliege. und? und ich spüre die liebe, beschreiben kann man es nicht, das gefühl. es ist die einfachste lösung, dass die menschen dem in ungefähr ein wort gegeben haben. aber fühlen nun alle menschen deshalb identisch, wenn sie lieben? nein, ganz sicher nicht. wenige menschen auf dieser erde spüren die liebe so sehr wie ich für meine schwester. ja, das ganz sicher.

warum mich all das so sehr wärmt? es kostet mich nämlich nicht. weil ich so intensiv wie nie zuvor spüre, wo ich hingehöre, wohin mein herz gehört, wem mein herz gehört. ich schreibe etwas von ganz tief innen: so ist das nämlich mit dem herzen.

Samstag, 20. November 2010

ausflüge und liebeserklärung

nachdem ich heute mittlerweile endlich meinen ersten hitzeschlag gut auskuriert habe und die stelle meines nackens, die vergangenen sonntag tatsächlich blasen geschlagen hatte, mittlerweile eine hautschicht abgeworfen hat und nur noch knallrot ist, nachdem hildas kartoffelscheibchen die erste hitze nehmen konnten, nachdem ich eine fiebrige nacht mit dem gesamten verkehr limas in meinem kopf verbracht und jeden folgenden abend um neun ins bett gefallen bin, nachdem ich mittlerweile wieder kraft fühle, nachdem ich euch sage, dass ich genau hier sitze und genau dort ans meer komme, nach alledem setze ich meine genialen kopfhörer auf, steck das letzte stück ananas in den mund und erzähl euch was:


am strand liegt im sand ein toter pinguin.

ich fahre mit dem 81er passat die panamericana entlang.

ein paar tage später ein weiteres mal, nun ernsthaft. auf dem beifahrersitz francisco, auf dem rücksitz alina und nele. wir fahren gen süden. verlassen die besiedelten gebiete, nur selten passieren wir eines der schnellstraßendörfer. wir halten an einer tankstelle, an der motorhaube drückt sich wasserdampf vorbei. wir öffnen die klappe, der kühler kocht. derjenige, der ihn repariert hat, muss vergessen haben, den ventilator an den strom zu stöpseln. francisco stöpselt, der ventilator ventiliert und wir füllen das wasser auf. weiter geht es.

durch die wüste. wir sind in der wüste, hier nichts, da nichts. doch da rechts das meer. wir fahren an schildern vorbei, welche auf orte hinweisen, die sich schlafender löwe nennen, und überholen gelegentlich einen lkw. viel verkehr ist hier nicht. der tacho funktioniert nicht, das heißt, manchmal springt die nadel ein bisschen durch die gegend, aber das mehr zum spaß. so fahren wir und fahren wir, irgendwann verlassen wir die panamericana in richtung osten. wenn man von der küste nach osten fährt, so ist das in ganz peru, gelangt man früher oder später in die sierra. wir halten noch einmal an, um ein kilo erdbeeren zu kaufen, die größeren, besseren. umgerechnet 50cent... dann weiter. wir hören musik, fahren eine straße mit leichtem anstieg, essen die erbeeren, mit im auto sitzen drei sehr gut freunde, der himmel ist blau, der horizont kommt immer näher. ich denke, ja, ich bin wirklich glücklich...



wir schlängeln uns langsam hinauf, an einer stelle muss ich an die alpenausläufer der italienischen küste denken, etwas später an zentralnorwegen. unser weg führt durch tollste landschaftsgemälde. schließlich kommen wir in unserem zielort an: lunahuaná. wir parken das auto, ziehen die badehose an. mit einem kleinbus geht es nochmals 6kilometer entlang eines flusses aufwärts, im inneren wir und fünf paddel, auf dem dach ein großes schlauchboot. wir ziehen schwimmwesten an, setzen helme auf, das boot wird ins wasser gesetzt, juan carlos, der nichteinmal dreißigjährige, supernette besitzer des raftingschuppens erklärt uns die drei wichtigsten kommandos: vorwärts!, zurück!, paddel hoch!

dann steigen wir ein und stoßen uns ab. man sitzt auf dem großen schlauchrand und steckt die füße in laschen, das genügt an sicherung. der fluss packt uns, adelante! adelante! für uns alle ist es das erste mal, wildwaterrafting. nun gut, es ist frühling, der fluss führt nicht soviel wasser. im sommer gibt es starke niederschläge in der sierra, erst ab januar kann man den fluss als wildes wasser bezeichnen. für das erste mal sind wir aber durchaus glücklich und werfen uns mit freude in die eine oder andere stromschnelle. nass werden ist ganz wichtiger bestandteil dieses sportes, erstaunlicherweise ist das wasser überhaupt nicht kalt, ziemlich angenehm sogar, fast warm. irgendwo weiter oben muss es becken geben, in denen sich das wasser unter der sierratypischen sonne erwärmt hat. so legen wir unterhalb eines wirklich großen steines an und gehen baden, mit weste, helm und schuhen. denkt euch nur, was für ein panorama... weiter unten sehen wir zwei männer in neopren mit riesentaucherbrille. sie fangen flusskrebse. diese tiere landen hier nicht selten auf den tellern. und noch weiter unten unterqueren wir eine urzeitliche konstruktion: wir bremsen das boot, um zuzusehen, wie eine frau die seilbrücke entlangrauscht.

als wir wieder trockene kleidung anhaben, wird es schon dunkel, innerhalb einiger minuten ist nacht. wir steigen ein, wenden und fahren talwärts mit dem plan, unbedingt im sommer nocheinmal herzukommen...

im dunkel die panamericana entlangzuheizen recht sich dann, wenn es ungekennzeichnete baustellen gibt, in die man mit vollem elan hineinballert, ein loch nach dem anderen, mit einem giganten von lkw im nacken, der beim passieren der asphaltöffnungen - zu unserem lebensglück nur die oberste schicht, ein paar zentimeter - einen höllenlärm macht und mir somit verbietet zu bremsen. mit der zeit zieht der gute passat nach rechts, ich denke, ach je, wir haben uns die frisch eingestellte spur zerballert, ein wunder, dass die achsen nicht den geist aufgegeben haben. plötzlich palapp palapp palapp palapp, autsch. bremsen, rechts ran, raus mit taschenlampe und das unglückchen erkennen: er ist platt, warum unglück, wir haben doch einen ersatzreifen im kofferraum... nur hat dieser ersatzreifen keine felge... francisco springt auf den nächsten bus auf und kommt eineinhalb stunden später mit gepflicktem gummi  zurück. wie hat er uns hier in der tiefschwarzen pampa gefunden? einsame warnblinker.



am nächsten morgen habe ich glücklicherweise aufgrund nicht so wichtigen unterrichts die möglichkeit die beiden mädchen auf die ruinen von pachacamac zu begleiten. sie gehören zur kulisse meiner laufstrecke, jetzt treten wir ein. das museum ist gut, erzählt viel, aber irgendwie fliehen wir ein bisschen vor der weißhäutigen reisegruppe. dann geht es ins gelände. man hat einen schotterweg angelegt, damit die touris nicht auf den alten steinen herumklettern. wir sind so gelangweilt und unbefriedigt, dass man nichteinmal die nord-süd-straße entlanggehen darf. also nutzen wir den ersten punkt, an dem statt des sonst eindeutigen betreten-verboten-schildes nur ein vorsicht-gefahr-schild geradezu einladend lächelt, und verlassen den weg. ab in die ruinen, ein bisschen sand, dann die minipyramidenrampe hinauf:

zwischen den mauern hin und her. auf dem obersten stein stehend sehen wir endlich, was es hier zu sehen gibt, aber allen vorenthalten wird. allerdings war das ein fehler, man sieht uns und bittet uns mit apell an unsere intelligenz, die ruinen zu verlassen. also folgen wir wieder dem schotterweg und versuchen unter größter anstrengung mithilfe neles motivation die spirituellen kräfte aus dem boden in unsere knochen fließen zu spüren, rufen das uralte orakel an. ich bekomme keine antwort. stattdessen essen wir eine banane mit tollem ausblick über die küste...


den letzten nachmittag gilt es genauso auszunutzen. passat spiel mit, geh an (mitlerweile ist das anspringproblem behoben, der elektriker hat ihm einen knopf ins alte brüchige amaturenbrett verpasst, auf dem START geschrieben steht. das funktioniert auch und lässt mich jetzt jedesmal über die pseudomodernität und improvisationsmentalität lächeln). er spielt mit, geht an, geht aber wieder aus. passat, spiel noch einmal mit, geh noch einmal an und bleib an. er spielt nicht mit. er spielt nicht mit. er spielt mit, er geht an, ich latsche, bis er ein bisschen warm ist, dann bleibt er an. nele nach rechts, alina nach hinten, alle nach süden.

wir fahren die gleiche strecke wie am vortag, auch diesmal vorbei am playa de silencio, verlassen die straße aber relativ früh. punta negra empfängt uns, die dämmerung lässt sich schon spüren. wir suchen den zugang zum meer. hier nicht richtig, hier zu hoch, hier auch nicht, aber hier. wir parken unseren silberpfeil auf einem parkplatz, der für die besucher der cevicherien gedacht sein muss. die holzschuppen sind verschlagen, der parkplatz leer. parkplatzsuche: immer gerade immer grade, motor aus und rollen, bis er irgendwo stehen bleibt, parkplatz. wir blicken nach rechts. sagen können wir nichts. in halbem laufschritt. klamotten aus, auf den sand gelegt, ein kleiner haufen. es ist kalt, aber das ist das glück, im sommer sind hier menschen, jetzt nur wir.

der wolkenverhangene himmel färbt sich leicht lila, es wird dunkel. wir gehen nach westen, zehn schritte, schon mit den füßen im wasser, kalt, 10 schritte weiter, nass machen, sonst hält man es nicht aus, 10 schritte weiter, ich vergewissere mich, dass meine kette gut zu ist, die darf ich nicht verlieren, aber auch nie abmachen, dann sehe ich geradeaus. zu meiner linken ein hoher, unheimlich schroffer und pechschwarzer fels, daneben stürzen sich große möwen und pelikane mit angelegten flügeln in die fluten, als wollten sie sich mit aller leidenschaft in den tod stürzen. am horizont ein lilafarbener schleier zwischen den wolkenschlieren. die sonne setzt sich so schnell, sie ist schon halb verschwunden, als ich die arme ausbreite, so viel salzige luft in meine lungen pumpe, wie sie aufnehmen wollen, aus voller brust schreie und die riesige, wenige meter vor mir brechende welle mit dem wunsch, sekunden lang orientierungslos zur spielfigur des mächtigen ozeans zu werden, erwarte...

ich schließe im letzten moment die lider, die ersten schweren tropfen schlagen mir ins gesicht,  ich schalte auf zeitlupe, nehme jeden tropfen wahr, spüre die luft, die das wasser vor sich herschiebt, dann packt das meer mit aller gewalt meinen rumpf. die gischt stößt mich vor sich her, nimmt mir oben und unten, nimmt mir statik, nimmt mir licht und luft, nimmt mir welt und realität, um mich dann rollend, tosend und wie eine wilde herde fauchend unter sich zu begraben, mich zu falten, brechen und kneten, alle luft aus mir herauszupressen und mir zu sagen.

ich bin der ozean
mein reich kommt
mein ist die kraft
mein ist die herrlichkeit
ich bin ewigkeit

ja ozean, ich vergöttere dich
du gibst mir

Montag, 8. November 2010

strandspaziergang

schritt für schritt durch den weichen wüstensand
selbst für kaktteen zu trocken.
im hintergrund das grün der bewässerten anlagen einiger hier ansässiger gestüte: zucht und ausbildung der berühmten paso peruano


die panamericana, dieser asphalt trägt dich bis nach feuerland.
von hier bis zum ende des kontinents.


dann die schuhe aus und mit den füßen in den nassen, dunklen sand.


der ozean umspült dich, die lebendige kälte fasst dich, der sog hinaus ist so stark.


stehen und blicken. in die weite. und dann in das eigene.


tausend kleine flügelschläge.
es ist ganz klar, wem der strand hier gehört...

den vögeln. sie segeln, ruhen, stürzen, spielen mit den wellen.
manches mal offenbar zu scharf, brechen sich die flügel, sterben.
spiel wird tod.


es scheint, auch die meister der luft müssen irgendwann landen.
die spannweite, die malung, dieser schnabel, was für tiere...


viel lebloses findet man hier am strand


kleines... und großes...
es lebt sich aus, wird angespült und nun von unzähligen wesen zersetzt.
die toten seerobben haben etwas unwirkliches.


... und mit mir etwas gemein:



noch ein letzter gestürzter meeresvogel,
bevor wir uns wieder dahinbegeben, wo menschen sind.


 ich liebe diesen strand, keine menschenseele.
nur flügel und mein fliegendenken...


Montag, 1. November 2010

bildeindrücke

ein tag, den tanzenden león zu besuchen...





















ein tag, die einsamen toten zu besuchen...


















komm león, komm, lass uns weitergehen....

bibelgeschenke, japaner, nachbarschaftstvereinigung, dobermann, gemüsemarkt

maria julia de la cruz steht vor ihrem englischkurs. es ist eine vierte klasse der secundaria, das heißt, die schüler gehen im zehnten jahr zu schule und haben auch nur noch ein weiteres vor sich. sie versucht, viel englisch im unterricht zu sprechen, aber die schüler vertehen nicht viel dieser so fremden sprache. sie haben einfache aufgaben, einigen gelingt es nicht einmal, simple kopien dessen zu machen, was an der rauen, viel kreide verschlingenden tafel steht. bei manchen habe ich stark das gefühl, sie denken nicht über das nach, was sie schreiben. es gibt allerdings auch die, die verstehen, die mit einigermaßen guter aussprache die sätze lesen können. gute aussprache ist hier allerdings relativ, nur den wenigsten englischlehrer sind motiviert, sich ihres schwierigen unterfangens anzunehmen, und denen, die es sind, fehlt auch ein muttersprachler und die sprechpraxis als einzig brauchbare trainer.

plötzlich tritt ein wuchtiger gringo von etwa sechzig jahren ein. zur bedienung stereotyper bilder hervorragend geeignet nordamerikanisches auftreten, entsprechend grüßt er mich selbstverständlich im ton, wie ich ihn für die südstaaten der dort irgendwo im norden liegenden usa für typisch halte. gefolgt von einem peruaner tragt er einige kartons in den raum, bittet um aufmerksamkeit. der usamerikaner stellt sich vor, beschreibt seine arbeit, beziehungsweise die seiner kirche. und der peruaner übersetzt simultan. die beiden sind ein eingespieltes team, sie legen eine show hin und ich hab das gefühl, sie sprechen die sätze des missionierungseinmaleins. nicht unbedingt negativ in meinen augen, sie spielen ein irgendwie heischerisch symphatisches duett, dass nach fortschritt und handlungsbegeisterung schreit. zweifelsohne haben sie die aufmerksamkeit der schüler, ich bin mir nicht ganz sicher, wie sie auf mich wirken... dann werden die kisten geöffnet und an jeden schüler ein kleines in kunstleder gebundenes neues testament ausgeteilt. niemand muss etwas bezahlen, die bücher aus den kisten, in denen sie druckfrisch zu hunderten gestapelt sind, sind ein geschenk der kirche dieses mannes. ich verstehe leider nicht genau welche. nach der erklärung, was die bibel ist, was sie uns gibt und wann wir sie zu rate ziehen können, lässt sich der gringo mit einem der schüler fotografieren. ein bild der rettung und des sieges. ich kann mich nicht entscheiden, ob ich das so gut finde. nein, am ende muss ich sagen, wenn 'das wort gottes' mit derartig inflationärer geschwindigkeit einem jedem in die hand gedrückt wird, eigentlich keine zeit für keinerlei austausch ist, dann bin ich nicht so der freund dessen. ohne verbindlichkeit oder nur den hauch eines vertrauens landet das neue testament auf den kleinen tischchen, die an einem jeden stuhl seitlich befestigt sind. hm... manche dieser tische wackeln, du die starke beanspruchung lösen sich die schrauben. dann jagen sie davon, die botschaft in den nächsten raum tragen, wer weiß, wieviele büchlein sie heute noch verteilen müssen...


einige tage später. ich warte auf eine lehrerin. ein kleines mädchen kommt die treppe hinab, vor der ich stehe, erblickt mich und hält inne. sie muss wohl etwa 8 oder 9 jahre alt sein. mit großen augen sagtfragt sie „ah, äh, ah, du, du bist doch, du bist doch so ein, äh, japaner!?!“ ich muss unmittelbar total grinsen. dann sofort denke ich, ja, wie bezeichnend... die kinder, die hier leben, nehmen eine kleine welt war. ich weiß nicht, wie sehr das anders in deutschland ist. ich habe nur das gefühl, es ist unglaublich schwer, sich die unbegreiflich weite welt vorzustellen, wenn man hier jeden morgen seinen schulweg über sandpisten, geröllwege, an dessen seiten der müll der letzten monate liegt, welcher von den hunden durchstöbert wird, bevor ihn nachts irgendjemand anzündet, auch mit dem versuch, die langsam gefährlich stinkende hundeleiche zu beseitigen, was aufgrund der hohen luftfeuchtigkeit nicht funktionieren will, weshalb sich mir am nächsten morgen auf selbigem weg ein schauriges bild darbietet... wenn das jedenfalls der einzige weg ist, den man geht, nicht aus diesem stadtteil mit vielen holz- und wellblechhütten unter einem wirrnetz von stromkabeln kommt und der geographieunterricht mehr phantasie ist, als das große übrige vermitteln zu können.
ich sage dem mädchen nach einer kurzen pause, die ich benötige, um mich zu vergewissern, dass ich sie nicht falsch verstanden habe, dass ich aus deutschland komme. da weiten sich ihre augen noch mehr und sie wiederholt „...alemania..“ dann hüpft sie zufriedengestellt in eine andere richtung. mich zurücklassend mit dem gefühl, dass es irgendwie ein bisschen meine rolle sein könnte oder sollte, die menschen hier wortlos darauf hinzuweisen, dass es da draußen etwas gibt. sie sitzen hier wirklich in einem tiefen teller...


francisco hat im zweiten anlauf einige nachbarn mehr dazu bewegen können, an einer nachbarschaftsversammlung teilzunehmen. im haus zu seiner linken gibt es genug platz und so nehmen etwa dreißig menschen verschiedenen alters bank und hören sich an, was franciscos petition an die bürgermeisterin beinhaltet, was er für ideen und plänen hegt... sie reagieren, langsam entsteht eine gute sammlung an erkenntnissen und ideen. sie einigen sich, ganz wortwörtlich. und das ist gut, nach jahren der struktur- und interesselosigkeit im comitario 38 (so der offizielle name für die häuserblocks hier) raffen sie sich endlich wieder zusammen, mit mut und handlungswille, um die dinge anzugehen, die es zu ändern und verbessern gilt. es wird sich zeigen, in wieweit wir als einjährige freiwillige daran mitwirken können.












kurze episode: ich bin auf dem rückweg vom meer, gelange aus der wüste wieder in die stadt, laufe die sandpiste entlang. ich sehe den schönen dobermann im roten shirt schon früh, er ist nicht angeleint und ich weiß, dass ich sein revier passieren werde. als ich einige meter vor ihm bin, steht er auf, mir laufen schon zwei andere hunde bellend hinterher. dann macht er einige wenige sätze und ist bei mir. er spricht mit ganzem körper, mit den augen spricht er, seine nachricht ist eindeutig. mein adrenalinspiegel jagt nach oben: ein dobermann ist etwas anderes, als die überall lebenden straßenmischungen. er läuft direkt schräg hinter mir, keinen meter entfernt, bellt und sieht nicht so aus, als würde er gefangene machen. dann entscheide ich. ich blicke wieder nach vorne, verjage ihn nicht, ich erhöhe nicht meine geschwindigkeit, nein... ich lasse mich tragen. es ist ein unglaubliches gefühl. ich laufe nicht davon, ich lasse mich von ihm bedrohen, überwinde alle angst. ich hatte nie angst vor hunden, aber am ehesten in diesem moment. dem nicht nachzugeben, in kauf zu nehmen, dass er mich beißen könnte, mich auf jeden fall aber ein oder zwei häuserblocks mit ganz eindeutigem ziel begleiten würde, und einfach weiterzulaufen... es war wie fliegen.

natürlich hat er mich nicht gebissen. hunde, die bellen, beißen nich.
jonas schreibt: nur so viel leichtsinn dass du die tollsten dinge erleben kannst

...ja, bruderherz, genausoviel!


ich stehe früh auf, werfe mir ein bisschen des chlorhaltigen wassers ins gesicht, ziehe mich an, treffe hilda in der küche. wir essen eine handvoll wunderbarer, violletter weintrauben, verlassen das haus, treffen marisol (die geschwister sind: hilda, nelly, jorge, eva, marisol, francisco) an der pista, steigen in eine art linientaxi, ich nehme im kofferraum platz. nach etwa einer stunde steigen wir aus, viele menschen sind hier auf der straße, wir gehen los, schnellen fußes betreten wir die parada, den größten gemüsemarkt limas. erst jedoch besuchen wir den teil, der alle üblichen dinge anbietet. frisch gemahlener kaffe aus dem regenwald, milchfarben glänzender käse aus den anden, dunkelrot tropfende oliven, vielleicht tatsächlich aus den küstengebieten.. dann trinken wir einen unbeschreiblichen saft: ananas, papaya, apfel, rote beete, brauner zucker. das glück trifft auf meine zunge, es weiten sich meine pupillen, das blut in meinen adern scheint sich mit einem mal zu erfrischen, ich denk: oh wow... oh oh wow...
dann jagen hilda und marisol los, ich habe mühe, sie nicht zu verlieren, die gänge sind voll von menschen, einige sich langsam bewegend, andere in hast und mit artistischen fähigkeiten dahinfliegend. einige mit einhundert gramm chile (ahi oder chile sind etwa unsere peperoni, ähneln gefährlicherweise kleinen paprikas, ein glück ich habe schon gelernt... ihre schärfe langt, einen elefanten niederzustrecken.) in der hand, andere ihre einachsigen lastkarren hintersichherziehend, auf denen sich säcke voller zwiebeln oder kartoffeln mit einem gesamtgewicht von sicher bald einer halben tonne stapeln. die männer mit den lastkarren warten, zum teil in einigen metern höhe auf den bergen von geflickten kartoffelsäcken sitzend, auf arbeit. ihre körperhaltung verrät vieles, ist gezeichnet von jahrelanger grenzenlos harter arbeit an diesem extremen ort. ihre gesichter sind abgenutzt, gefeilt, markiert. so auch die einiger frauen, die tomaten verkaufen, süßkartoffeln oder salat und lauchzwiebeln. manche menschen wirken wirklich zerstört, einige sind unendlich hässlich. mir prägt sich ein bild von menschen ein, die ihr ganzes leben schuften (ich weiß nicht, ob ich es schoneinmal so sehr empfunden habe, dieses wort: schuften), nur um die menschen der stadt zu ernähren. diese hässlichkeit, diese krankheit der arbeit ist jedoch mit unserem wort der hässlichkeit nicht in hinreichendem umfang zu beschreiben. denn viele lächeln. es ist schwer beeindruckend, wie diese menschen hier zum teil aussehen. und ich stelle mir vor, ob sie sich auch so wahrnehmen. diese hässlichkeit wirkt stark anziehend auf mich, diese tiefen furchen in ihren gesichtern verbergen so viel, mit mystischer manier gehen sie ihrer routine nach und ich stolpere dazwischen, weil ich meinen blick nicht auf den weg und meine füße konzentrieren kann, werde von heranrollenden maistransporten halb umgestoßen und in den nächsten kartoffelberg geworfen, weil ich in gedanken versinke. eine der ganz schachfeldartig angeordneten gassen beherbergt nur maisverkäufer, der boden ist von einer zentimeterdicken schicht von maisblättern bedeckt, hier läuft es sich sehr weich, eine maishändlerin bietet mir mit worten des quechua ihre tochter an, sehr klug und noch hübscher, übersetzt hilda, ich habe den eindruck sie macht sich einen spaß und steige eine runde ein. dann sage ich der dame, die ihren mais zupft, danke, ich sei nicht auf der suche. jemand wie ich... als so einer ist man hier eine sehr eigenartige, weil höchstseltene erscheinung, viele male flüstert einer der entgegenkommenden lastkarrenmänner: gringo... zwischen all diesem extrem, zwischen mais, kartoffeln, zwiebeln(derer ein sack im großen blumenerdeformat umgerechnet etwa 5euro kostet), tomaten, kürbissen(die aufgeschnitten in leuchtendem gelb ihr saftiges fleisch präsentieren), kohlköpfen, knoblauch, karotten, ingwer, zwischen diesen unmengen an gemüse laufe ich also mit sich immer weiter füllenden plastikflechttragesäcken, schwer beregnet von all dem sehen, hören, fühlen, riechen, nur das schmecken verschiebe ich auf später. irgendwann kann ich die säcke nicht mehr tragen, sie drohen zu reißen. es fehlt auch nicht mehr viel, die beiden rufen einen der vielen jungen heran, der beläd seinen karren, nachdem die bezahlung geklärt ist, und wir folgen ihm wieder mit großer geschwindigkeit zur hauptstraße zurück. dann machen wir uns auf den rückweg, im bus essen wir das bergbrot, was marisol im allerleimarkt gekauft hatte, es ist köstlich, kauend denke ich nach...

es ist sehr gefährlich, aber ich werde irgendwann mit meiner kamera hierhergehen. die photographien, die man hier aufnehmen kann, werden vermutlich an echte genialität grenzen, wenn ich das so bescheiden sagen kann. ein meer an motiven von unbeschreiblicher qualität...