Dienstag, 15. März 2011

alltag. ...all? ...tag?

es wird dunkel, ziemlich schnell. in der küche brennt licht, eine freundin schneidet erdbeeren, um dann marmelade daraus zu kochen, die besonders auf den andinen brötchen - sie haben irgendeinen geschmack, den ich wiedererkenne, aber nicht bennen kann - göttlich schmeckt.


ich denke vorhin im bus über meinen letzten eintrag nach. er zeugt ein bisschen von hirnlosigkeit: ich verurteile das korrupte system, von dem ich selbst so unheimlich profitiere, da es mich ohne eigentlichen zweiradführerschein und die obligatorische versicherung motorrad fahren lässt, was ich sehr genieße…


meine knöchel jucken von den bissen meiner lieben zimmermitbewohner, die ich vermutlich schon in der siebten generation durchfüttere und auch eigentlich nie jage. gestern nacht wird es mir dann aber zu bunt, greife mein handtuch und schlage vom schlaf benommen nach dunklen punkten an meinen wänden. vermutlich hauche ich kein bisschen leben aus. danach kann ich besser schlafen.


ich öffne ein paket, das ich seit zwei monaten schon für verschollen halte. meine mama schickt mir eindrücke einer reise. noch viel mehr aber das gefühl tiefer verbundenheit und mindestens unbeschreiblicher verwandtschaft. mindestens. wenn ich einmal eine sprache erfinde, dann erfinde ich ein wort dafür.


ich öffne ein anderes paket und muss nur lächeln, als ich aus der nasenflöte tatsächlich den ersten ton schnaube und rawwrr mir dabei zuschaut. rawwrr wehrt sich ein bisschen, als mein bester freund ihn mit den plastikinstrumenten einpackt. basti trägt an seinem linken arm davon auch ein paar hübsche kratzer davon. danke für diesen einsatz deines lebens, mit dinos ist nicht zu spaßen. hier ist rawwrr jetzt aber glücklich. ich muss nur gelegentlich seine gummigliedmaßen zurecht biegen, damit er nicht umkippt.


vor mir liegt eine zeichnung. nein… ein versuch. nie konnte ich gut menschliche formen zeichnen, inspiriert von einem bild aus yad vashem will ich das ändern, nehme meinen lieben weichen bleistift, das bald transparente blatt weißen papiers und beginne mit der nase. ich selbst bin runder als früher, bin mehr weißhaut und blondschopf als je zuvor. mein mensch wird - ohne dass ich zeichnend darüber nachdenke - ein knochenmagerer, mistrauisch blickender mann mit indianischen gesichtszügen und dem festen, schwarzen, eigenwilligen haar der menschen, denen ich im meiner vermeintlichen realität hier täglich begegne. ich brauche mehr papier und kohle…


meine beschäftigung für morgen ist - da noch keine interessenten zu meinen spärlich angepriesenen workshops erscheinen: ein besuch im örtlichen rathaus, um vielleicht ganz zaghaft eine kooperation mit der stadt in die wege zu leiten, die uns vor allem die möglichkeit geben soll, unserem entstehenden kleinen jugendzentrum einen namen geben und mehr werbung machen zu können, ohne mit lizensbestimmungen und steuerpflichten zu kollidieren. ein flugblatt fertig gestalten, welches den schülern genau hier im speziellen und den hier flanierenden jugendlichen im allgemeinen unser bescheidenes, aber von herz gespeistes angebot bekannt zu machen. das erste regal fertig gestalten, in dem eine erste ansammlung von büchern nach art einer bibliothek zum verleihen dargeboten werden wollen. vielleicht ein paar neue takte auf der panflöte üben, einen menschen rückseitig zeichnen, den sich mit unbeschreiblich gaunerhafter geschwindigkeit auf meinem zimmerboden sammelnden sand hinausfegen, endlich mal einen brief schreiben oder zwei, ein paar szenen shakespeare weiterlesen, eine banane in die noch warme erdbeermarmelade tunken und abbeißen…


beim schreiben meines kleinen irrepresentativen gedankenabbildes gibt mir ein stück musikalischer (sub-)kultur eine menge starker gefühle, die doch kaum zu befriedigen sind, weshalb ich wohl anschließend auf die rote japanische schönheit steige und zu meinen ebensoroten holzkesseln fahre, um ein haptisch und akkustisch gefühlebefriedigendes erlebnis zu erfahren.





ich frage mich, was alltag ist.


ich weiß, dass das für mich belanglos bleiben kann.


meine schwester hat mir geschrieben, wir leben, ist das nicht das größte?




ja, ist es, schwesterherz. wir leben. das ist das größte.

dieser tage nehmen wir das vielleicht einmal mehr wahr.

mit blick auf eine traurige insel.


1 Kommentar:

  1. Alltag ist, wenn unten rechts in einem orangen Kästchen steht: n is online
    :)

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