Freitag, 10. Dezember 2010

nicht da...

ich sitze auf meinem bett. eine der vielen fliegen stößt gegen eine der saiten der gitarre, die halb auf meinem schoß liegt. ein e erklingt. draußen vor dem nachbarhaus trifft sich gerade franzisco mit dem mann meiner – sagen wir mal – gastcousine. die beiden haben ein grundstück im nächsten apfel (...straßenblock) gekauft und die dortigen mauern abgerissen, um bald gras anzulegen, einen kleinen garten eben, grün für die familie. heute nachmittag kam ein lkw und hat den schutt abgeholt. jetzt erklingt gerade ein d, glaube ich. auf meinem linken bein sitzen vier fliegen. am abend geht gladi (seine eltern haben ihn fälschlicherweise gladimir genannt, weil sie den namen vladimir so verstanden haben... ist das wirklich so gewesen? keine ahnung) durch die straße und wird von ein paar heranwachsenden angehalten. sie bedrohen ihn. auf dem bislang ungenutzten grundstück ist etwas gewesen, was ihnen viel wert ist und nun ist dieses etwas verschwunden, mit dem lkw. sie bedrohen ihn. keiner weiß, was das etwas sein mag, geld, drogen, es wird spekuliert. eigentlich wollte ich mich mit francisco und gladi treffen, jetzt eben. um zehn. es ist dunkel, nur das orangefarbene licht der straßenlaternen erhellt die straßen ein wenig. das ist sowieso irre, alle straßenlampen haben diese temperatur, soweit das auge reicht sieht man dieses - - es ist irgendwie ein slumlicht, glaub ich, kommt mir so vor... ich wollte also vor zwanzig minuten auf die straße gehen. aber ich habe jetzt keinen kopf dafür. ich habe eine email bekommen. eine sehr kurze, von meinem bruder... ich denke viel. vor allem denke ich aber: ich bin so weit weg. ich bin so verdammt weit weg. ich bin so verdammt unvorstellbar weit weg. was ist, wenn so etwas mal schlecht ausgeht? ich bin so verdammt unvorstellbar machtlos weit weg von meinem bruder. was ist, wenn etwas mal nicht gut, sondern schlecht ausgeht? es gibt momente, in denen muss man da sein. man ist aber nicht da, wenn man eben verdammt unvostellbar machtlos weit weg ist. das denke ich. verdammt, ein glück, es ist gut ausgegangen...

es ist ein gefühl, das ich ganz enorm wahrnehme: mein losgehen hat ein loch hinterlassen. ich bin eben nicht da. es gibt wirklich wen, der mich braucht. aber ich bin verdammt unvorstellbar machtlos weit weg und nicht da. so ist das also, wenn man sein leben für eine zeit verlässt und in kauf nimmt, die anderen mit diesem loch zurückzulassen. es ist kein gutes gefühl. hoffentlich geht nichts schlecht aus, solange ich nicht da bin. 

ich bin schwach an diesem punkt. wen bittet man, dass nichts schlecht ausgehe?

2 Kommentare:

  1. Darüber waren sich schon immer alle im Klaren, denke ich. Du wirst auch nicht immer da sein können, wenn du in Deutschland bist. Du hättest es vermutlich auch nicht verhindern können. Trost kannst du von überall spenden, solange das Netz funktioniert. Deine Worte sind mächtig, du weißt sie einzusetzen.

    Man kann leider niemanden bitten, nichts schlecht ausgehen zu lassen, der auch die Macht besitzt, es umzusetzen. Ihr seid so gute Menschen und ich hoffe sehr, dass ihr von größerem Übel verschont bleibt. Aber keine Ahnung, ob man das aktiv unterstützen kann. Eher nicht.

    Was dein Bruder mit Sicherheit nicht möchte, ist, dass es dir da drüben die Laune verdirbt. Werdet zusammen wieder fröhlich.

    (Ich weiß, viel schreiben kann man immer, aber ich mein's relativ ernst.)

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  2. großer bruder sven13. Dezember 2010 um 01:51

    mein großer,

    auch wenn du nicht hier bist ist er nicht allein. vertraue auf die menschen, die ihn im moment umgeben, sie werden dich würdig vertreten! vielmehr machen wir uns sorgen, wer auf dich acht gibt...

    wir passen alle auf uns auf!

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