Samstag, 2. Oktober 2010

die müllberge von jose galvez


ein pickup rollt langsam die straße entlang. auf seiner ladefläche sind zwei riesige lautsprecher befestigt, aus denen musik, eine rede oder aufrufe die nachbarschaft beschallen. trotz der großen lautsprecher haben noch drei oder vier junge leute platz, die große fahnen schwingen. das auto ist beklebt mit bunter wahlwerbung. sie passieren langsam eine brachfläche. irgendwann hat irgendwer auf dieser brachfläche einige betonplätze gebaut, zwei tore stehen auf den meisten dieser plätze, manchmal sogar mit basketballkörben versehen. die fussballplätze sind umgeben von sprichwörtlichen müllbergen. ein junge schießt, der ball geht ins tor, zur belohnung läuft er durch den müll, seine ausgeblichenen und kaputten schuhe fliegen über unmengen alter plastikfetzen, glas, schrott, alte kakteen, die hier einfach weiterwachsen, zerbrochene waschbecken, bauabfälle und papier. ich habe keinen schimmer, ob zuerst die plätze oder zuerst die müllberge hier entstanden sind...

wir schießen allerlei photos, francisco arbeitet an einer petition, die an die lokalverwaltung von villa maria del triunfo gerichtet ist. Darin bittet er mit unterstützung der nachbarschaft um säuberung der umgebung, einrichtungen zur sicherung dieses kleinbezirks, zur bekämpfung des drogenhandels und der prostitution an der naheliegenden kreuzung der hauptstraße durch jose galvez. er ist sehr engagiert, die umgebung hier besser (was heißt besser... sauberer, sicherer, irgendwie besser eben zum aufwachsen für all die kinder die hier auf verschiedene schulen gehen) zu machen und ich glaube, es gelingt ihm, viele menschen mitzuziehen.

am gestrigen nachmittag dann drückt er mir die schlüssel seines motorrades in die hand. eine halbe stunde später fahre ich durch die straßen, wind im gesicht, mir tränen die augen... mich packt das leben, ich will immer weiter fahren, nicht anhalten, kaum die richtung wechseln. die koloniale stadtgeografie lässt so weit blicken, ich jage die straße entlang ins scheinbar unendliche.... ich denke, ein paar hundert meter, dann folgt der zubringer auf die panamericana und dann habe ich tausende kilometer vor mir, bis zum kap horn.....

....aber ich muss umkehren, ernesto wartet und will auch wieder eine runde fahren. ich verschiebe diese tour also.. wir werden das motorrad wohl hin und wieder benutzten, wenn wir längere wege zurücklegen müssen. der blick auf das schild der nächsten tankstelle verrät uns, mit diesem motorrad kann man mehr als einhunderfünfzig kilometer fahren und bezahlt weniger als vier euro... bald wird francisco sich wohl auch einen käfer zulegen.

doch ersteinmal gibt er die fotos in druck... vielleicht, ganz vielleicht hat er etwas erfolg damit...


3 Kommentare:

  1. Edle Aufgaben erfüllt ihr. Hoffentlich bringt's was, ich bin da leider immer recht skeptisch.

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  2. Hm..
    ich glaube,du hast da etwas missverstanden ^^
    noch ist es nicht grün, wenn ich barfuss über die "wiese" laufe, ähnelt mein hautton bald denen der kinder..
    zugespitzt.
    da sind sich unsere länder garnicht so unähnlich.

    aber beinahe zu gleichen scheinen sie sich in den müllbergen.
    auch hier türmen sich überall die abfälle des täglichen leben. und keinen scheints zu kümmern.

    wenn ich so deinen blog lese, kommt mir meiner ganz mikrig vor ^^
    respekt.

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  3. ich bin sprachlos... alles was ich hier lese und sehe treibt mir nen kalten Schauer über den Rücken und du klingst so begeistert ^^
    Ich wünschte mich würde sowas nicht abschrecken, daher freu ich mich sehr für dich! Ich wollte nur mal ein paar liebe Grüße rüberschicken und aus meinem Leben berichten: ich werd jetzt tatsächlich Gartenbauwissenschaften studieren. Was das auch immer sein mag ;) Pflanzen, Käfer, Dreck, Würmer... seit heute immatrikuliert :)
    anja

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